Aller guten Dinge sind drei

Aller guten Dinge sind drei und natürlich möchte ich euch auch nicht das letzte neue Joyclub Date vorenthalten. Er war ungefähr so alt wie ich, kam aus meiner Stadt und war ständig krank und wahnsinnig spontan.

 

Manchmal kamen kryptische Nachrichten wie „wie steht’s?“ an, womit er ausdrücken wollte, dass er nun Zeit hat und wir uns nun treffen können. Ich bin eine Frau von vielen Worten und komme damit nicht klar. Also klappte das mit einem Treffen für ca. einen Monat nicht. Immer wieder machten wir einen Tag aus, aber ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich dann den ganzen Tag nichts vornehmen und darauf warten, dass der andere endlich antwortet, sondern nehme mir was anderes vor, wenn irgendwer zuerst fragt. Und so war ich dann schon immer verplant, wenn er gegen 20 Uhr schrieb, dass wir uns nun treffen können. Ich erklärte ihm, dass so was bei mir nicht funktioniert, er schrieb „okay“ und blieb für immer stumm. Naja, für ca. eine Woche. Da meldete er sich dann mit einem konkreten Vorschlag zurück. Wow. Geht doch.

 

Wir wollten uns mittags auf einen Kaffee treffen. „Wo und wann können wir dann ja morgen Vormittag besprechen.“ Argh … aber okay. Es regnete, weswegen ich keine Lust hatte in seinen Stadtteil zu laufen und lockte ihn in meinen. Wir wollten uns an der Haltestelle treffen, die von zahlreichen Cafés umgeben ist. Ich war zuerst da und nur wenige Momente später, fuhr seine Bahn ein. Er stieg aus, sah mich sofort und begrüßte mich mit einem neutralen „hi“. Kein Lächeln, keine Umarmung, kein gar nichts. Oookay.

 

Er war recht groß, recht tätowiert und hat auch recht viele Piercings im Gesicht. Hmm … auch nicht so unbedingt meins, aber besser als die geschniegelten Spießer von den letzten Malen. Weil das eine Café, wo ich eigentlich hin wollte, voll war, schlug ich andere vor. „Lass uns ins Café xy gehen. Die haben gute Sachen.“ Zum Glück schien er entscheidungsfreudig zu sein. So etwas mag ich nämlich gar nicht. Also, wenn jemand keine Entscheidungen treffen kann. Zumindest keine leichten. Und sich für ein Café zu entscheiden, war ja leicht.

 

Wir liefen zu dem Café und wegen der Mittagspause war es relativ voll, aber wir fanden einen kleinen Tisch und der aufgedrehte Kellner brachte uns sofort ein paar Karten. Ich bestellte mir einen Milchkaffee. Er hatte noch nichts gegessen und bestellte sich irgendwas Veganes. Bis das Essen kam, erzählte er. Sehr leise, weil die jungen Studenten am Nebentisch so nah saßen. Wir redeten über unsere Joyclub Erfahrungen und endlich bin ich mal nicht sein erstes Date darüber. Tatsächlich hatet er schon viel erlebt und konnte viel berichten. Um genaueres zu erzählen, setzte er sich direkt neben mich, damit er nicht so laut sprechen musste. Die Studenten neben uns aßen nämlich einfach nur. Sie redeten nicht und konnten jedes Wort verstehen. Aber er wollte mir unbedingt von seinen Erfahrungen über die Sklavenzentrale erzählen. „Das ist nicht so meine Szene, aber du kannst gerne darüber berichten“, sagte ich. Nicht, dass er sich direkt vorstellte, dass ich auch so was machen will. Irgendwann lief ich auf die Toilette, kam wieder und legte meine Hand auf den Tisch. Direkt neben seine. Ohne Hintergedanken. Er nahm sie direkt und streichelte darüber.

 

Hm. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Er hat aufgegessen und will spazieren gehen. „Aber es regnet!“ Also bleiben wir sitzen. Die anderen Gäste sind inzwischen gegangen. Jetzt muss man ja nicht mehr so leise reden. Wir bleiben also noch etwas bis es aufgehört hat. Er bezahlt und wir laufen ein wenig durch die Gegend. Irgendwann nimmt er meine Hand. Hm … ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll, lasse es aber einfach mal zu. Dann bleibt er stehen, zieht mich zu sich und küsst mich ganz spontan. „Hihi! Jetzt habe ich dir einen Kuss geklaut!“, sagt er und ich muss spontan an Hayat denken, weil ich direkt davor ihren neuen Post gelesen habe, in dem ihr Arzt sie noch nicht geküsst hat. In meinem Fall hat er es einfach gemacht und das finde ich grundsätzlich gut. Wir laufen noch ein wenig durch die Gegend bis wir an der Post vorbei kommen und ich daran erinnert werde, dass ich unbedingt noch Sachen verschicken muss. Aber das hatte ja noch etwas Zeit. Also laufen wir weiter. Immer wieder bleibt er stehen, nimmt mich, küsst mich und lässt mich wieder los. Es ist okay. Sonst würde ich mich ja dagegen wehren, aber ich weiß immer noch nicht, ob er mir wirklich so sehr gefällt.

 

Irgendwann landen wir wieder an der Post. Ich führe uns die ganze Zeit, weil er sich in dieser Gegend nicht auskennt. Und nun beschließe ich, dass ich wirklich dringend nach Hause muss. Ich zeige ihm noch den Weg zur Haltestelle, wir verabschieden uns und als ich Zuhause ankomme, sehe ich, dass er mir bereits geschrieben hat: „Du hübsches Ding“. Ähm ja. Danke.

 

Danach kamen alle paar Tage erneut diese kryptischen Nachrichten bis er irgendwann in der Nacht fragte, ob wir uns die Tage noch mal wieder sehen wollten. Ich wusste immer noch nicht so genau, ob ich das wollte, konnte mir aber vorstellen, dass es mit ihm ziemlich gut und aufregend werden könnte und stimmte zu. Wir vereinbarten Ort und Zeit, aber ich musste wieder absagen, weil sich pünktlich mein Unterleib mit Krämpfen meldete. Vielleicht war das ein Zeichen und etwas (mein Unterleib) wollte mir damit sagen, dass ich ihn doch nicht so gut fand.

7 Gedanken zu “Aller guten Dinge sind drei

  1. Ich hatte gestern noch ein Date mit dem Arzt und es kam diesmal tatsächlich zum Kuss…
    Ich kenne das Gefühl, bei dem man einfach noch nicht recht weiß ob man den anderen gut findet oder nicht. Daran wurde ich erst gestern wieder erinnert… Mein Fazit: Wenn man so ein Gefühl hat – sein lassen!

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      1. Hatten wir es nicht letztens von „Darf ich dich küssen?“ 😄😄 Fragen kommt wirklich nie gut an! Erst mal so viel. Schreib bald nen Beitrag dazu 😄

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  2. Dieses unvermittelte „wie steht‘s“ um damit auszudrücken dass man jetzt sofort ficken will gepaart mit der Unfähigkeit sich verbindlich auf einen Tag /Uhrzeit festzulegen, kenne ich vom Kiffer. Ich kann es immer noch nicht fassen dass ich das aus lauter Bedürftigkeit mehrmals mitgemacht habe.

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